Freitag, 14. Oktober 2011
Begegnungen - Und wieder eine Lektion :)
Wir laufen am Depot entlang, hinten am Feld, und das Knattern des Hubschraubers stört die Idylle. Sehen kann ich ihn nicht, durch die Baumkronen ist der Himmel verdeckt. Aber er muss recht tief fliegen, so laut wie er ist. Die Hunde legen die Ohren nach hinten. (°.°)

Und da stelle ich wieder fest, dass meine Phantasie für zwei reichen würde... :)
Bestimmt suchen die jemanden, haben eine Wärmekamera an Bord, und mich dadurch gesehen. Dann haben sie aber fünf kleine Wärmefelder um mich rum gesehen, und - ach, ok, Spaziergänger mit Hunden. Inzwischen ist der Hubschrauber gar nicht mehr zu hören, aber der Film in meinem Kopf läuft weiter. Ich kann die Besatzung quasi sehen und hören...
Jaaa, so ist das in meinem Kopf, ich muss selber grinsen. :D

Als wir wieder auf offenem Feld sind, kommt der Hubschrauber wieder. Man, der ist wirklich tief. Ich kann die Fenster erkennen. Und laut! Ich bleib stehen und schau ihm zu, wie er hart wendet und wieder davon knattert.
Da fällt mein Blick auf zwei Raubvögel, die ein Stück entfernt über den Baumkronen ihre Kreise ziehen. Ohhh ja, das ist schön.
Beim Rapsfeld bleibe ich wieder stehen und schaue ihnen zu.
Bestimmt ein Paar. Das habe ich so noch nicht gesehen. Sie umkreisen sich, und es sieht spielerisch aus. Aber was ist das? Die sind aber mutig. Zwei kleinere Vögel mischen sich ein, umkreisen die beiden großen, berühren sie fast. Das sieht aus, als greifen sie sie an. °?°

Interessant ist übrigens die Reaktion der Hunde. Ein Streifen des Rapsfeldes ist bereits abgeerntet, und da stehen wir. Minou liegt bei meinen Füßen, Nahla sitzt ein Stück entfernt von mir und schaut mich an, Monjo und Lilly stehen sehr aufmerksam, mir seitlich zugewandt am Rand des Feldes und erwarten irgendetwas von mir, Marlon schnüffelt da hinten rum, er hat wahrscheinlich noch gar nicht gemerkt, dass ich stehengeblieben bin...

Als ich wieder hoch schaue, sind die Raubvögel direkt über mir. Und jetzt wird auch klar, was es mit den kleineren auf sich hat! Das sind Jungvögel! Ganz deutlich zu erkennen jetzt. Das sind junge Raubvögel. Ich beobachte gerade eine Familie von Raubvögeln!
Ich habe das noch nie vorher so gesehen. Es sieht harmonisch aus, verspielt, und doch irgendwie würdevoll. Es strahlt so eine Ruhe aus.
Ich schaue ihnen zu, bis sie die Richtung so ändern, dass sie hinter den Bäumen verschwinden. Wow. Bin beeindruckt. Wieder mal.

Die Hunde freuen sich, dass es weiter geht.
Ich bin mit meinen Gedanken noch bei den Raubvögeln, als ich Kinderstimmen höre.
Wenn um diese Zeit Kinder in Paesmühle unterwegs sind, ist es meist eine Kindergartengruppe. Meine Erfahrungen damit sind gut, viele Kindergärtnerinnen kenne ich, und meine Hunde sind bei den Kindern recht beliebt.

Als wir um die Ecke kommen, sehe ich die Kiddys fein aufgereiht auf einem umgestürzten Baum sitzen. Zwei der Kindergärtnerinnen kenne ich, sie lächeln mir zu, die dritte, etwas ältere habe ich noch nie gesehen. Die Kinder entdecken uns, uns und freuen sich über die Hundeschar. Fünf Hunde auf einmal sind ja auch eher selten...^^

Als wir gerade in Rufweite sind, dreht sie ältere Kindergärtnerin sich zu mir um und ruft etwas. Ich:"Bitte?" Sie etwas empört: "Würden Sie BITTE die Hunde bei sich behalten!"

Wow. Das war ein Anschiss. Die Stimme...!
Damit hatte ich jetzt gar nicht gerechnet und bin etwas konsterniert. Schnell die Hand in die Leckerchen-Tasche und ein leiser Pfiff...
Vier Hunde hüpfen an mir hoch, die Kinder sind nicht mehr interessant, Leckerchen her jetzt. Aber Monjo ist auf Abwegen, er möchte die Kids kennenlernen.
Ich halte das für das kleinere Übel und laufe erstmal weiter, damit die anderen vier ausser Reichweite sind. Ich pfeife und rufe "Monjo!", aber da macht die Kindergärtnerin schon einen großen Ausfallschritt in seine Richtung und scheucht ihn mit Armbewegungen weg.

Die Kinder machen große Augen und sind mucksmäuschenstill. Monjo bellt total erschrocken, während er den Rückzug antritt und zu mir kommt.
Ich bin jetzt echt platt. Was war das denn?
Da hat sie den Kids mal flugs beigebracht, dass Hunde gefährlich sind, und dass man Angst haben sollte, und sie sich durch wilde Gesten am besten vom Leibe hält. -.-
Besonders wenn sie erschreckende 23 cm groß sind und neugierig wedelnd auf einen zukommen... Pffffffft..... Echt.

Mit einem Kloß im Magen gehen wir weiter. Gut, dass die vier hier gehorsam waren...
Dat wär´n Drama geworden sonst...

Während ich noch mit ärgerlichen und traurigen Gedanken beschäftigt bin, begegnet uns ein älteres Paar. Sie sitzt in einem großen Rollstuhl mit Motor, er läuft dahinter. Als sie näherkommen sehe ich, dass die Frau nicht mehr wirklich hier ist. Sie hat die Augen halb geschlossen, eines nach oben verdreht, einen etwas schiefen Mund. Schlaganfall - schießt es mir gleich durch den Kopf. Er lenkt mit Mühe den Rollstuhl und und schaut mich freundlich an, als wir aufeinander zu kommen. Auch die Hunde betrachtet er mit einem Lächeln. Wir grüßen uns und ich bin wieder geerdet... -.-

Die beiden hatten sich ihr Alter sicher auch anders vorgestellt. Zu zweit, und doch allein. Wie schwer muss das für ihn sein. Wie unfassbar auch, dass jemand einfach geistig nicht mehr da ist. Ich fühle Demut, ich kann´s nicht ändern.
Ich sende den beiden Liebe und Mitgefühl und habe die olle Kindergärtnerin total vergessen. Die Erinnerung an die Raubvogelfamilie nehme ich mit nach Hause. Und Dankbarkeit. Ich streichel meinen Hunden über den Kopf, und bin dankbar für mein schönes Leben. :)

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