Montag, 11. Juli 2011
Leben mit der Angst vor Krankheit und Tod
Och, wie schön! Ich lehne mich entspannt zurück. Ich habe eine kleine Pause verdient und hab` den Fernseher eingeschaltet. Ein Mann läuft mit zwei erfreuten Hunden durch die Natur. Das ist ja was für mich! Ich geh mit. Keiner sagt was, wir wandern einfach nur mit dem Mann und den Hunden durch Wald und Wiesen. Dann beginnt der Kommentator: Doch der Frieden ist trügerisch...
Und der Mann zeigt uns eine Zecke am Hals des einen Hundes. Der Kommentator erzählt uns nun, wo Zecken lauern, welche Krankheiten sie übertragen, und dass man sich gegen eine davon gar nicht schützen kann. Damit es mir richtig schlecht geht, haben sie auch noch gleich ein Beispiel parat – einen Mann der nach Jahren immer noch unter den Folgen eines Zeckenbisses leidet.
Dankeschön.
Zum Abschluss meint der Kommentator – während wir den Mann und seine Hunde weiterlaufen sehen – dass die glücklichen Hunde ja nichts von dieser Gefahr wüssten.
Ja! Genau! Und ich beneide sie darum!
Also träume ich jetzt bei Spaziergängen nicht mehr genießerisch vor mich hin, sondern sehe überall lauernde Zecken, die es nicht abwarten können, mir eine gefährliche Krankheit zu übertragen.
Herzlichen Dank. Ich schalte um.

Aber auch das war keine gute Idee – da liegt grad einer im Sterben, und viele weinende Familienmitglieder sitzen um ihn rum. Da muss ich gleich an meinen Vater denken. Als er vor zwei Jahren mit Schlaganfall und Lungenkrebs dagelegen hat, haben wir ähnlich um ihn rum gesessen.
Ok, ich schalte aus. Und sitze da und komme ins grübeln. Wer weiß was ich schon alles in mir habe... Kennen wir alle diese Gedanken, oder?

Mein Vater hat stark geraucht, ist also einzusehen dass er Lungenkrebs bekommen hat. Ich rauche auch. Aber nicht so viel.^^ Eine frühere Nachbarin von uns hat nie geraucht – ist auch an Lungenkrebs gestorben. Hm. Dem Lebensgefährten meiner Tante haben sie grad zwei Zehen abgenommen – der hat auch nie geraucht. Übrigens hat sie deshalb einen Lebensgefährten, weil mein Onkel mit 40 tot umgefallen ist. So wie der Mann von meiner Cousine vor 3 Jahren. Mit 40 auf der Baustelle umgefallen, tot. Unsere Nachbarin ist letztes Jahr einfach nicht mehr aufgewacht. 53 Jahre, hatte vor ein paar Jahren aufgehört zu rauchen und das Joggen angefangen. Überhaupt alles umgestellt auf gesund. Und dann wacht sie eines Morgens ohne jede Vorwarnung nicht mehr auf.
Wobei das ja noch die sanfte Variante ist. Schlimm finde ich dieses krank sein. Leiden, Angst haben und so. Warum gibt es das eigentlich?
Das muss doch auch irgendeinen Sinn haben, oder nicht?

Ich beneide wirklich meine Hunde darum, dass sie einfach leben. Sie wissen nix von Tumoren und Herzinfarkten. Monjo hat eine Herzschwäche, dié eine Herzklappe schließt nicht richtig. Das ist dem völlig wurscht. Er weiß ja nix davon. Wenn mir das einer sagen würde, hätte ich jede Minute Angst, dass es aufhört zu schlagen. Ich kann wenn es schlecht läuft, tagelang über solche Dinge nachdenken. Wenn mir wieder einer erzählt hat: hast du gehört – der hat auch Krebs.
Dann wächst die Angst und ich würde am liebsten sofort zum Durchchecken zum Arzt gehen. Mach ich aber nicht, weil ich ja Angst habe, er könnte was finden. ^^

Was soll das? Warum müssen wir Menschen damit leben? Warum gibt es das?
Wir werden dauernd mit diesen Nachrichten bombardiert. Ob Fernsehen, Zeitung oder Internet.
Das macht doch was mit uns. Ich bin sicher nicht die einzige die darunter leidet. Das geht doch an keinem spurlos vorüber.
Klar, kann man sich beruhigen indem man feststellt dass man ja nicht raucht, regelmäßig Sport macht, sich gesund ernährt und so weiter. Aber wenn man dann von Kindern mit Krebs hört, klappt das auch schon nicht mehr.
Die Sorge um die Kinder ist in diesem Zusammenhang ja auch noch erwähnenswert. Seitdem 1994 mein Sohn Marvin an einem unentdeckten Herzfehler gestorben ist, ist das ein weiteres Thema.

Und keiner kann mir sagen, warum wir Menschen mit diesem Unsicherheitsfaktor, mit dieser Angst leben müssen.

Eine Erklärung die mir dazu einfällt ist, dass wir dadurch lernen sollen jeden Tag zu genießen. Dass wir an Tagen an denen es uns gut geht, dankbar dafür sind. Es wahrnehmen, uns bewußt machen, und es genießen.

Das ist sicherlich auch eine Aufgabe in unserem Leben. Uns dieser Angst nicht hinzugeben. Ich denke gerne an meine Oma mütterlicherseits, die im Krieg durch die Gegend gezogen ist, und gegessen hat was sie finden konnte, um nicht zu verhungern. Da war das egal, ob das vom Biobauern kommt. Und was sie eingeatmet hat in dieser Zeit möchte ich gar nicht wissen...
Sie ist 82 geworden – wie hat sie das gemacht?^^
In dieser Zeit wurde meine Mutter als Kleinkind ebenfalls mit allem ernährt was sich finden ließ. Zudem hat meine Mutter 47 Jahre neben meinem rauchenden Vater gesessen. Sie ist 71 und kerngesund. Wie macht sie das? ^^

Es gibt ja die Theorie dass schon bei der Geburt feststeht, wann und woran ein Mensch stirbt. Es gibt viele Menschen die daran glauben. Mir ist das zu einfach. Dann kann ich also machen was ich will – wenn meine Zeit noch nicht da ist – dann macht das alles nix? Hm.

Ich glaube, dass wir vor der Inkarnation festlegen was wir in diesem Leben erleben wollen. Welche Erfahrungen wir machen wollen, was wir lernen wollen.
Viele Menschen sind ja durch eine schwere Krankheit aufgewacht. Also bewußt geworden. Martin Brune ist ein prominentes Beispiel. Hape Kerkeling ebenfalls. Meine Seelenschwester und Freundin musste erleben, dass ein Aneurysma in ihrem Kopf platzt. Sie ist durch diese Erfahrung „erwacht“.
Man hört ja von vielen Menschen, die ihre Lebenseinstellung komplett geändert haben nach einer schweren Krankheit. Also macht so eine Krankheit, so eine schlimme Erfahrung doch Sinn. ?

Und was, wenn man daran stirbt? Na ja, mein Vater zum Beispiel hat in seinen letzten Stunden viel verstanden. Er hat erkannt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, weil er schon „rübergeschaut hat“, bevor er dann entgültig gegangen ist. Er hat immer akzeptiert dass ich mit Engeln lebe, konnte es aber nie glauben. Kurz vor seinem Tod hat er sie gesehen und mir davon erzählt. Er hat in seinen letzten Wochen viel gelernt und viel erkannt. Wäre er nicht bettlägerig gewesen, hätte er diese Entwicklung, diese Erfahrung nicht machen können.

Vielleicht ist auch das ganze Thema wieder eine Sache des Vertrauens. Ich bemühe mich darauf zu vertrauen, dass mir nur widerfährt was ich verkraften kann, und was ich für meine Seelenentwicklung brauche.
Als mein Sohn gestorben ist dachte ich, ich zerbreche daran. Heute kann ich sagen – es hat mich weiter gebracht, mir in meiner Entwicklung geholfen, und ich habe es verkraftet.
Eine Bekannte war immer schwer beschäftigt und im Stress, bis sie Gebärmutterkrebs bekam. Als sie es überwunden hatte, hat sie wieder genau so weitergemacht, und bekam einen Rückfall. Als sie das auch wieder geschafft hatte, hat sie ihr Leben komplett geändert. Sie hat eine Ausbildung zum psychologischen Berater gemacht, und hilft jetzt kranken Menschen mit ihrer Situation umzugehen.

Ich glaube nicht, dass Gott würfelt. Ich glaube, dass alles einen Sinn hat. Wenn ich mein Auto gut pflege, kann trotzdem der Motor platzen. Lasst uns bewußt leben, und darauf vertrauen, dass wir beschützt und geliebt werden von einer höheren Macht. :)


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Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.
                                                                   Buddha

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