Dienstag, 5. Juli 2011
Sie nerven. Aber nicht ohne Grund.
Sie protestieren. Gegen jede Regel am besten. Sie senden uns Blicke die provozieren und manchmal ist Verachtung drin. Sie verhalten sich rüpelhaft und rücksichtslos. Sind laut und wild, gegen alles, uneinsichtig und schwierig.
Mir gehen gerade unsere Kids auf die Nerven. So. :) :)

Und doch kann ich mich nicht gegen das Gefühl wehren, das sie mir vermitteln. Leider. Ich wär gerne einfach mal sauer. Gestern in Paesmühle sind uns wieder einige Horden begegnet. Sie haben Paesmühle anscheinend als neuen Tatort für sich entdeckt. Wie nervig.
Ich beobachte mich, wie ich genervt bin, verständnislos, spießig kopfschüttelnd meine Hunde zur Seite pfeife, und wutschnaubend hinter der Horde herschaue. Tja. ^^

Einer fährt mit dem Roller noch eine Extrarunde an uns vorbei. Sein Blick sagt alles. Er genießt es, dass er mich nervt. Kreischende Mädels, immer zwei auf einem Rad, halten mir die Flasche V+ entgegen und schauen mich provozierend an. So alt wie mein Sohn. Süße 13...

Eine Meute Jungs kommt hinterher. Laut grölend, zu dritt nebeneinander, ich kann nur noch ins Laub flüchten. Ich bin ECHT GENERVT!

Und trotzdem kann ich mich nicht dagegen wehren. Die Blicke sind nicht feindselig, nicht böse, nicht irgendwie bedrohlich. Irgendwie grinsen sie über sich selbst, scheint mir. Sie wissen, dass sie sich unmöglich benehmen, und sind sehr gespannt auf meine Reaktion. Und an der arbeite ich gerade... pfffft...echt.

Da schiebt ein Junge ein Mädel im Einkaufswagen von Kaufland durch den Wald. Das find ich nun wieder lustig, und wundere mich, dass das Mädel so angestrengt versucht sich zu „verstecken“. Ich habe sie längst erkannt. Aber – also es gibt ja nun Schlimmeres. Aber dann seh ich was im Einkaufswagen ist, und verstehe ihre Bemühungen.
Alkohol und Zigaretten sind aber ja nur ein weiterer Weg uns zu provozieren, eine Reaktion von uns zu bekommen, etwas zu bewegen. Blöd nur, dass diese jungen Körper so gar nicht damit zurecht kommen. Sie rauchen und trinken ja nicht, weil es so unglaublich lecker ist, sondern aus Protest. Um uns wachzurütteln, um irgendeine Reaktion von uns zu bekommen.

Mein Sohn hat mir einmal ein Lied vorgespielt, dass mich aus dem Stand zum Weinen gebracht hat.
„Mama wach auf, ich möcht so gern erwachsen werden und nicht schon mit 18 sterben“ oder so ähnlich. Es ging eben um einen Jungen der früh Alkohol und Drogen konsumiert, und eigentlich nur darauf wartet, dass ihn einer bremst, dass es einen interessiert.

Wenn diese Kids nach Hause kommen – schaut ihnen keiner in die Augen? Riecht keiner den Zigarettengeruch der sie umgibt? Riecht keiner den Biergeruch? Sieht keiner in den Augen, dass Alkohol getrunken wurde?
Wie enttäuschend für die Kids. Wie niederschmetternd. Wie traurig zu erkennen, dass es keinen interessiert.
Dafür muss ich mich nicht auffordernd und übertrieben vor ihn hinstellen und ihn anvisieren, es reicht wenn ich ihm einen aufmerksamen Blick schenke, oder einfach mal einatmend an ihm vorbei laufe. Schön ist auch, wenn man mal fragt: wo warst du heute nachmittag und mit wem. Nicht als Verhör, als freundlich interessiertes Gespräch. Das allerdings setzt Interesse voraus...^^

Gerade kommen wir wieder aus Paesmühle und es gab eine kleine Begegnung. Zwie Mädchen kamen mit dem Fahrrad auf uns zu, eine fuhr, eine hinten auf dem Gepächträger. Beim Anblick der Fahrerin musste ich kurz räuspern. Ich kenne sie, so alt wie Steffen, also 13. Das Top das sie trägt gehört wahrscheinlich ihrer jüngeren Schwester... Es quillt einiges an hochgeschnürten Busen heraus. Als sie bei uns ankamen stellten sich meine Hunde in den Weg und sie mussten absteigen. Während die eine die Hunde freundlich begrüßt, sagt die Fahrerin: „Ja, zwie Kinder mit einem Fahrrad – wie interessant.“ Das war nur ein blöder Spruch, interessant fand ich den Ausdruck ZWEI KINDER. Sie waren beide sehr gestylt und gerade bei der Fahrerin war wirklich auffällig, dass sie sich „sexy“ zurechtgemacht hatte. Und dann sagt sie „ZWEI KINDER mit ...“. !

Sie versuchen in unserer Welt zurechtzukommen, unsere Spiele mitzuspielen. Aber bei allem Äußeren, bei allem ´rumpupsen` und großtun sind sie immer noch Kinder. Auf unsere Liebe angewiesen, abhängig von Lob und Aufmerksamkeit und auf der Suche nach sich selbst, und ihrer Position in ihrem und unserem Leben.

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