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Samstag, 30. Juli 2011
Verpasster Erziehungsauftrag... ?
lightnings, 18:39h
So, nachdem wir nun eigentlich so weit waren, dass wir Steffen aus dem Sauerlandlager abholen (was natürlich eigentlich unklug ist, weil die anderen dann ungefähr ein Jahr lang Lästermaterial haben...), hat sich der Lagerleiter eingeschaltet und mit den Jungs geredet. Anscheinend ist jetzt erstmal Ruhe. Steffen hat sich allerdings noch nicht gemeldet seitdem.
Natürlich habe ich mit vielen Menschen darüber geredet, es stand mir ja ständig bis zum Hals. Und über einige "Wortbeiträge" muss ich echt nachhaltig nachdenken. habe ich Steffen zu sanft erzogen? Es wurde mir unter anderem geraten ihm zu sagen, er soll sich handgreiflich behaupten.
Also dem Anführer, das wäre a, einen auf die Nuss zu geben. Andere meinten, Steffen sollte sich den Schwächsten der drei, das wäre einwandfrei c, vornehmen.
Auf einzelne Sprüche die Steffen sich anhören musste (möchte ich jetzt hier nicht wiederholen), wurden mir Vorschläge gemacht, was er antworten solle.
Da brauch ich gar nicht drüber nachdenken - das kann Steffen nicht. Die Angriffe waren teilweise so tief unter der Gürtellinie, dass ich echt schockiert wäre, wenn Steffen da auf ähnlichem Niveau Antworten eingefallen wären...
Und gerade das wirft der ein oder andere mir vor. Hier bei uns sind sexistische Schimpfwörter verboten. Ist so, und da steh ich auch zu. Bei "geil" räuspere ich mich nur, aber alles was danach kommt, ist hier nicht erlaubt. Ich möchte dass wir hier respektvoll miteinander umgehen, und für uns gehört der Nichtgebrauch von solchen Wörtern dazu.
Dadurch haben unsere Söhne natürlich eine viel höhere Hemmschwelle, auch ausserhalb unseres Hauses, diese Schimpfwörter zu gebrauchen. Und das ist anscheinend ein Problem.
Auch erziehen wir unsere Söhne so (bzw. haben erzogen, der Große ist 21), dass man nicht draufhaut wenn man geärgert wird. Sind sie deshalb die geborenen Opfer für die, die gerne austeilen?
Was also ist zu tun? Die logische Schlussfolgerung: damit sie schlagfertig Antworten parat haben, und dann nicht verbal gemobbt werden, üben wir hier zu Hause den Einsatz von Worten niederen Niveaus.
Zudem ist es wichtig, Steffen zu zeigen wie er sich auch körperlich behaupten kann. Er braucht neben der frechen Schnütt auch eine körperliche Ausstrahlung die andere einschüchtert, damit er nicht noch einmal, so wie jetzt, zum Mobbingopfer wird.
???
Wir haben uns bemüht, unseren Kindern Selbstbewußtsein mit zu geben. Meiner Ansicht nach, haben sie das auch. Aber was ihnen fehlt ist Kampferfahrung.
Ich hatte ein sehr berührendes Gespräch, bei dem es darum ging. Die Kids die jetzt im Sauerlandlager als Mobber auftreten, sind von zu Hause Kampf gewohnt. Sie setzen sich durch gegen größere, unnette Geschwister, sie erleben bei den Eltern Ungutes mit, sie kämpfen um Beachtung, um Aufmerksamkeit, um eine Position.
Vielleicht ist der Ton zu Hause unfreundlich, respektlos - das nehmen sie natürlich mit hinaus in die Welt.
Und das trifft auf Kinder wie Steffen. Er ist nicht bewandert in dieser Ausdrucksform, kämpft zu Hause höchstens mal darum, eine halbe Stunde länger aufbleiben zu dürfen, und hat eine hohe Hemmschwelle sich körperlich durchzusetzen, weil es das zu Hause einfach nicht gibt.
Da kann er nicht gewinnen. Ist ´ne ganz andere Liga.
Wenn ich so überdenke was mir in den letzten Tagen geraten und erklärt wurde - ist das wirklich so? Muss ich meinen Kindern den Kampf erklären? Muss ich sie schulen in möglichst beleidigendem verbalem Ausdruck? Damit sie nicht untergehen? Damit sie sich behaupten können?
Mir macht das Angst. Ist das der Weg?
Für mich ist das auch wieder nur Bequemlichkeit der Eltern.
b wird beim Klauen erwischt, und hängt am nächsten Tag schon wieder in der Stadt ´rum. Steffen hätte sicher eine woche Hausarrest gehabt. Aber wenn ich eh nicht bereit bin mir zeit für Gespräche zu nehmen, braucht mein Kind auch keinen Hausarrest. Noch toller ist, wenn ich gar nicht den Mut habe, den Hausarrest dann auch durchzusetzen...
Warum dürfen diese Kids auf öffentlichen Karnevalsfeten bis 22.00 Uhr bleiben? Die sind 13! Steffen wird um 20.00 Uhr abgeholt - wieder ein Grund zum Lästern.
Sie haben auch das erste V+ schon längst hinter sich. Steffen ist davon weit entfernt. Zum 14. haben wir das seinem Bruder in unserem Beisein erlaubt. Das war ein schönes Ereignis, und so werden wir das mit Steffen auch machen. Ist er natürlich wieder uncool für die anderen.
Wie soll das denn weitergehen? Was machen diese Kids mit 16? Vor allem - was lassen sie sich dann noch sagen von ihren Eltern, wenn diese jetzt schon keinem Mum mehr haben?
Manchmal wünsche ich mir die alten zeiten zurück. wir hatten Respekt vor Erwachsenen, unsere Eltern haben uns Werte vermittelt, die ein ganzes Leben wichtig sind. Sie haben uns Grenzen gesetzt, und hatten den Mut sie aufrecht zu erhalten. Klar fanden wir das auch blöd, aber wir hatten klare Grenzen in denen wir uns bewegen konnten und das gab Sicherheit.
Wir erfüllen doch unseren Erziehungsauftrag nicht, wenn wir sie mit 13 alles selbst entscheiden lassen! Nein, es gibt noch keinen Alkohol. Und nein, rauchen darfst du auch nicht. Bis 22.00 Uhr auf die öffentliche Fete darfst du nicht, das ist gesetzlich verboten. Und wenn ich sage, du bleibst heute mal zu Hause, weil ich glaube dass du mal eine Auszeit brauchst, dann bleibst du heute mal zu Hause. Wir haben die VERANTWORTUNG für unsere Kinder! Und mit 13 sind sie KINDER! Und wenn sie noch so eine große Klappe haben.
Für mich sind Eltern die alles erlauben nicht cool, sondern schwach.
Und die Kids die um 22.00 Uhr zwischen den Besoffenen umherlaufen, sind zu bemitleiden. Und wenn aus den Kids mit perfekter Ausbildung in verbalem Kampf und körperlichem Einsatz unsere zukünftigen Manager und Politiker werden, dann gute Nacht.
Natürlich habe ich mit vielen Menschen darüber geredet, es stand mir ja ständig bis zum Hals. Und über einige "Wortbeiträge" muss ich echt nachhaltig nachdenken. habe ich Steffen zu sanft erzogen? Es wurde mir unter anderem geraten ihm zu sagen, er soll sich handgreiflich behaupten.
Also dem Anführer, das wäre a, einen auf die Nuss zu geben. Andere meinten, Steffen sollte sich den Schwächsten der drei, das wäre einwandfrei c, vornehmen.
Auf einzelne Sprüche die Steffen sich anhören musste (möchte ich jetzt hier nicht wiederholen), wurden mir Vorschläge gemacht, was er antworten solle.
Da brauch ich gar nicht drüber nachdenken - das kann Steffen nicht. Die Angriffe waren teilweise so tief unter der Gürtellinie, dass ich echt schockiert wäre, wenn Steffen da auf ähnlichem Niveau Antworten eingefallen wären...
Und gerade das wirft der ein oder andere mir vor. Hier bei uns sind sexistische Schimpfwörter verboten. Ist so, und da steh ich auch zu. Bei "geil" räuspere ich mich nur, aber alles was danach kommt, ist hier nicht erlaubt. Ich möchte dass wir hier respektvoll miteinander umgehen, und für uns gehört der Nichtgebrauch von solchen Wörtern dazu.
Dadurch haben unsere Söhne natürlich eine viel höhere Hemmschwelle, auch ausserhalb unseres Hauses, diese Schimpfwörter zu gebrauchen. Und das ist anscheinend ein Problem.
Auch erziehen wir unsere Söhne so (bzw. haben erzogen, der Große ist 21), dass man nicht draufhaut wenn man geärgert wird. Sind sie deshalb die geborenen Opfer für die, die gerne austeilen?
Was also ist zu tun? Die logische Schlussfolgerung: damit sie schlagfertig Antworten parat haben, und dann nicht verbal gemobbt werden, üben wir hier zu Hause den Einsatz von Worten niederen Niveaus.
Zudem ist es wichtig, Steffen zu zeigen wie er sich auch körperlich behaupten kann. Er braucht neben der frechen Schnütt auch eine körperliche Ausstrahlung die andere einschüchtert, damit er nicht noch einmal, so wie jetzt, zum Mobbingopfer wird.
???
Wir haben uns bemüht, unseren Kindern Selbstbewußtsein mit zu geben. Meiner Ansicht nach, haben sie das auch. Aber was ihnen fehlt ist Kampferfahrung.
Ich hatte ein sehr berührendes Gespräch, bei dem es darum ging. Die Kids die jetzt im Sauerlandlager als Mobber auftreten, sind von zu Hause Kampf gewohnt. Sie setzen sich durch gegen größere, unnette Geschwister, sie erleben bei den Eltern Ungutes mit, sie kämpfen um Beachtung, um Aufmerksamkeit, um eine Position.
Vielleicht ist der Ton zu Hause unfreundlich, respektlos - das nehmen sie natürlich mit hinaus in die Welt.
Und das trifft auf Kinder wie Steffen. Er ist nicht bewandert in dieser Ausdrucksform, kämpft zu Hause höchstens mal darum, eine halbe Stunde länger aufbleiben zu dürfen, und hat eine hohe Hemmschwelle sich körperlich durchzusetzen, weil es das zu Hause einfach nicht gibt.
Da kann er nicht gewinnen. Ist ´ne ganz andere Liga.
Wenn ich so überdenke was mir in den letzten Tagen geraten und erklärt wurde - ist das wirklich so? Muss ich meinen Kindern den Kampf erklären? Muss ich sie schulen in möglichst beleidigendem verbalem Ausdruck? Damit sie nicht untergehen? Damit sie sich behaupten können?
Mir macht das Angst. Ist das der Weg?
Für mich ist das auch wieder nur Bequemlichkeit der Eltern.
b wird beim Klauen erwischt, und hängt am nächsten Tag schon wieder in der Stadt ´rum. Steffen hätte sicher eine woche Hausarrest gehabt. Aber wenn ich eh nicht bereit bin mir zeit für Gespräche zu nehmen, braucht mein Kind auch keinen Hausarrest. Noch toller ist, wenn ich gar nicht den Mut habe, den Hausarrest dann auch durchzusetzen...
Warum dürfen diese Kids auf öffentlichen Karnevalsfeten bis 22.00 Uhr bleiben? Die sind 13! Steffen wird um 20.00 Uhr abgeholt - wieder ein Grund zum Lästern.
Sie haben auch das erste V+ schon längst hinter sich. Steffen ist davon weit entfernt. Zum 14. haben wir das seinem Bruder in unserem Beisein erlaubt. Das war ein schönes Ereignis, und so werden wir das mit Steffen auch machen. Ist er natürlich wieder uncool für die anderen.
Wie soll das denn weitergehen? Was machen diese Kids mit 16? Vor allem - was lassen sie sich dann noch sagen von ihren Eltern, wenn diese jetzt schon keinem Mum mehr haben?
Manchmal wünsche ich mir die alten zeiten zurück. wir hatten Respekt vor Erwachsenen, unsere Eltern haben uns Werte vermittelt, die ein ganzes Leben wichtig sind. Sie haben uns Grenzen gesetzt, und hatten den Mut sie aufrecht zu erhalten. Klar fanden wir das auch blöd, aber wir hatten klare Grenzen in denen wir uns bewegen konnten und das gab Sicherheit.
Wir erfüllen doch unseren Erziehungsauftrag nicht, wenn wir sie mit 13 alles selbst entscheiden lassen! Nein, es gibt noch keinen Alkohol. Und nein, rauchen darfst du auch nicht. Bis 22.00 Uhr auf die öffentliche Fete darfst du nicht, das ist gesetzlich verboten. Und wenn ich sage, du bleibst heute mal zu Hause, weil ich glaube dass du mal eine Auszeit brauchst, dann bleibst du heute mal zu Hause. Wir haben die VERANTWORTUNG für unsere Kinder! Und mit 13 sind sie KINDER! Und wenn sie noch so eine große Klappe haben.
Für mich sind Eltern die alles erlauben nicht cool, sondern schwach.
Und die Kids die um 22.00 Uhr zwischen den Besoffenen umherlaufen, sind zu bemitleiden. Und wenn aus den Kids mit perfekter Ausbildung in verbalem Kampf und körperlichem Einsatz unsere zukünftigen Manager und Politiker werden, dann gute Nacht.
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