Donnerstag, 2. Januar 2014
Wählst du Liebe oder Angst?
Sehr nachdenklich beginnt das neue Jahr für mich
und ich frage mich, warum wir nicht einfach alle in Frieden miteinander auskommen können.
Wie soll es auf der Welt Frieden geben, wenn wir schon im kleinsten Kreis einander nicht annehmen können wie wir sind
und Neid und Eifersucht unser Dasein manipulieren?
Ich dachte, du wärst meine Freundin, warum redest du den ganzen Abend mit der?
Hast du gesehen, wie oft sie den umarmt hat? Da stimmt doch was nicht.
Warum sprichst du von ihm als Freund, von mir als Kumpel?
Das kann doch nicht sein, dass die in Urlaub fahren, die haben doch grad ein Haus gekauft?!
Nur weil der Schumacher berühmt ist, machen alle so ein Tamtam, wenn mir was passiert, kräht kein Hahn danach!
Der Nachbar parkt schon wieder auf unserem Parkplatz - dem sag ich Bescheid!
Ach ja, und mein Bruder hat meine Mutter nicht in der Silvesternacht angerufen - für sie ist eine Welt zusammen gebrochen.

Maaaaaaan. Manchmal nervt mich dieses kleinkarierte Denken so an.

Müssen wir wirklich jede Gelegenheit nutzen, um über andere herzufallen?

Ich hatte Anfang Dezember ein Erlebnis, das mich nachhaltig beeindruckt.

Für mich war es ein schöner Abend, am Ende des Abends wurde mir dann mitgeteilt, ich hätte mich falsch verhalten,
weil ich mit einer Person zuviel geredet hätte und an den falschen Stellen zugestimmt und
an den falschen Stellen mitgelacht habe.
Somit hatte ich jemanden verletzt ohne in irgendeiner Form etwas davon zu bemerken.
Im ersten Moment war ich sehr betroffen und habe mich entschuldigt.

Mit etwas Abstand sieht es so aus, als würde das Problem weniger bei mir liegen,
dass vielmehr Eifersucht die treibende Kraft ist.
Ein Gefühl, das mir durchaus bekannt ist, allerdings beschränkt sich das bei mir auf meinen Mann. ;)
Und auch da überlege ich mir gut, ob ich unsere Beziehung damit belaste, oder mich vorher frage, ob ich vielleicht über-reagiere.

Wenn wir alle lernen, dass Liebe nicht nur die Liebe zwischen zwei Menschen ist und somit Intimität bedeutet, wird vieles einfacher.
Ich liebe in diesem Leben viele Menschen. Meinen Mann, meine Kinder, meine Mutter, meinen Bruder, meine ganze Familie, die Menschen
mit denen ich schöne Abende verbringe, die Menschen mit denen ich arbeite, die Masseurin die mir meine Schmerzen genommen hat, usw.

Lieben bedeutet nicht immer völlige Hingabe, körperliche Nähe und totale Vertrautheit für mich.

Meine Arbeitskolleginnen stehen für mich ein, wie ich für sie. Dafür liebe ich sie. Trotzdem sehen wir uns privat kaum
und jeder lässt den anderen sein wie er ist.
Wir sind seit einiger zeit in einem sehr schönen Kegelclub und ich liebe die alle.
Jeden für seine Eigenarten und jeden auf andere Weise. Jeder einzelne von ihnen ist
wundervoll auf seine Art und Weise.

Wir wohnen hier in einer recht großen Nachbarschaft und es sind so viele liebenswerte Menschen!
Ich liebe jeden von ihnen auf irgendeine Art und Weise.
Mit einigen verbindet mich ein wirklich tiefes Gefühl. Deshalb sehen wir uns aber nicht öfter
als all die anderen.

Es gibt Menschen die ich schon Monate nicht mehr gesehen habe und trotzdem liebe ich sie und sie sind in meinen Gedanken.
Ich habe eine Freundin in Bad Zwischenahn, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe und wir telefonieren nie - trotzdem verbindet mich Liebe mit ihr.
Einige Kilometer entfernt wohnt meine Seelenschwester und obwohl wir gerade nicht zueinander passen, uns also schon lange nicht mehr gesehen haben,
liebe ich sie.

Ich könnte endlos so weiter machen. Ich habe schon oft in Beiträgen geschrieben, dass es nur zwei große Energien
gibt - die Liebe und die Angst. Wie berichtet gehören zu Liebe alle positiven Emotionen - Sympathie, Geduld, Mitgefühl, Freundlichkeit,
Gnade, Freude, und so weiter.
Zur Angst gehören Hass, Neid, Eifersucht, Gier und so weiter.

Wenn man das einmal wirklich verstanden hat, dann entscheidet man ganz klar zwischen beiden Energien, egal um welche dazugehörende Energie es gerade geht.
Wenn ich also merke, dass ich mich über jemanden sehr aufrege - sagen wir, eine Arbeitskollegin. Dann kommt irgendwann der Punkt wo man entscheiden muss, in welche Energie man sich
bewegen will. Ich suche mir dann die stärkste "Unter-Energie" der Angst aus und frage mich also, ob ich sie hassen will.
Nein, möchte ich nicht. Also - sie kann ja nix dafür, dass ihr Zeh entzündet ist. ( ;) ) - da bin ich dann schon wieder auf einem guten Weg in die große Energie "Liebe".
Dass heißt ja dann nicht automatisch, dass ich sagen kann, ich liebe sie. Es heißt, dass eine Unter-Energie zum Tragen kommt - in diesem Fall vielleicht Mitgefühl, Verständnis?
Das ist mir noch nicht so ganz klar. Ich beobachte das übrigens auch bei meinen anderen Arbeitskolleginnen.
Auch sie haben Probleme damit, in der negativen Energie zu bleiben, obwohl sie, wie ich auch, sauer sind auf die Kollegin.
Ich find das wunderbar. :)

Und so kann man immer weiter Beispiele anführen.
Wie erwähnt hat mein Bruder meine Mutter in der Silvesternacht nicht angerufen und sie ist enttäuscht, sauer, beleidigt.
Auch sie wird sich an einem Punkt entscheiden müssen, ob sie in diese Energie gehen will.
Natürlich wird sie umkehren und nicht in den Hass (stärkste Unter-Energie der Angst) gehen, sondern die Liebe wählen.

Uns verband mit einem Paar jahrelang eine sehr enge Freundschaft, bis man dann irgendwann nicht mehr zueinander passte.
Wie das so ist, gab es Diskussionen, Streit, Unzufriedenheit, beleidigt sein und alles was dazugehört. Völlig natürlich wenn Gefühle im Spiel sind.
Irgendwann kommt auch da der Punkt wo du dich entscheiden musst - will ich sie denn hassen? (wieder die stärkste Unter-Energie der Angst ausgesucht, um die Entscheidung zu erleichtern)
Nein, natürlich nicht. Also - umkehren bitte! - und eine Unter-Energie der Liebe wählen.

Wenn die Tochter der Nachbarin wieder mal so vor unserer Haustür parkt, dass unser Auto nicht mehr dahinter passt, fällt die Entscheidung schon
schwerer :-)) - aber natürlich - bei der Wahl - will ich sie hassen? Nein!
Unter-Energie der Liebe in diesem Fall - GEDULD! ;)

Es gibt sicherlich extreme Situationen, in denen Menschen sich tatsächlich für die Angst, den Hass entscheiden.
Wenn jemand meinen Kindern etwas antun würde, wäre ich sicherlich erst einmal im Hass!
Aber in normalen Alltagssituationen hilft es wirklich sich selbst vor diese Wahl zu stellen.
Wenn ich merke, dass ich mich in die falsche Richtung bewege, versuche ich herauszufinden welche Unter-Energie
am Werk ist. Neid? Missgunst? Eifersucht?
Wenn man erkennt, sich bewusst macht, was vor sich geht, kommt man sehr leicht wieder raus.
Will ich hassen? Nein. Also bitte eine Unter-Energie der Liebe auswählen.
Mir helfen oft Mitgefühl, Verständnis und Freude am Leben.

Es ist also so, dass wir öfter sagen könnten - ich liebe dich! - wenn wir verstehen würden, dass das nicht Ausschließlichkeit, Intimität und totale Vertrautheit mit sich bringen muss.
Es bedeutet vielmehr, dass man bereit ist, den anderen zu respektieren. Zu verstehen, dass er seine Aufgaben und Lektionen in diesem Leben hat, wie ich meine Aufgaben
und Lektionen in diesem Leben habe.
Wenn mich also das Verhalten eines Menschen wirklich auf die Palme bringt, versuche ich
zu verstehen. Wenn ich jemanden auf die Palme bringe, hoffe ich, dass er/sie ebenfalls versucht zu verstehen.

Wie hat der im Radio letzt gesagt:
"Und steig nicht auf jede Palme die man dir hinstellt!"

Namasté

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