Dienstag, 17. Mai 2011
Der Ganterich in Paesmühle
lightnings, 11:06h
„Da krieg ich ´n dicken Hals!“ sagt die Dame und ich staune. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut, so einen Ausspruch. Ist aber auch wirklich wahr. Da zieht er seine Kreise auf dem Wasser. Mit einer Arroganz, dass nur noch die Goldkette und die tiefsitzende Hose fehlt. ^^
Wir sind schon am See angekommen, als uns das Paar mit den beiden Rauhhaardackeln entgegen kommt. Ältere Herrschaften die ebenfalls jeden Tag hier hier ihre Runde drehen, obwohl ihm das Laufen etwas schwerfällt. Nett sind sie, und meine Hunde freuen sich immer besonders, weil er bei jedem Treffen ein Leckerchen austeilt.
Jetzt diskutieren wir gerade über die Gans, bzw. den Ganterich, der unsere Enten tyrannisiert.
Die beiden Herren auf der Bank schalten sich ein, auch sie haben ihre Beobachtungen gemacht.
Wir gehen davon aus, dass es ein Ganterich ist, weil er besonders die weiblichen Enten jagt. Das Rauhhaardackelpaar erzählt, dass sie beobachtet haben, wie er eine Ente derart attackiert hat, dass ihr Gefieder sich voll Wasser gezogen hat. Sie haben sie dann aus dem Wasser gerettet und ins Unterholz gesetzt. Eine Wunde im Nacken hatte sie wohl auch.
Zudem fällt uns auf, dass unsere Enten sehr wenig Küken haben. Und wenn ein Pärchen sechs Küken hat, sind am nächsten Tag nur noch 4 über. Irgendwas passiert also hier.
„Aber so ein Ganterich jagd doch keine Enten!?“ staune ich.
„Oh doch!“ sagt einer der Bank-Herren. Als hätte der Ganterich meinen Einwand gehört, legt er los.
Er ist auf der Mitte des Weihers und nimmt plötzlich Kurs auf die Enten rechts von ihm. Mit einer affenartigen Geschwindigkeit ist er bei ihnen und mit lautem Geschnatter können sie nur noch flüchten. Er faucht und gibt bedrohliche Geräusche von sich. Als alle Enten verschüchtert auf der anderen Seite des Weihers am Ufer sitzen und ihr Gefieder putzen, scheint er zufrieden, beruhigt sich wieder und zieht wieder seine Kreise.
Ich spüre leichte Wut in mir aufsteigen. Das gibt’s doch wohl nicht! Das ist ja fast wie bei uns Menschen. Da leben alle glücklich und zufrieden vor sich hin, bis auf einmal einer kommt, der alle aufmischt. Und nix geht mehr. Angst und Panik herrscht. Alle müssen jetzt tun was der will, oder wie? Da kann ich mich ja jetzt so richtig schön reinsteigern. Ich mein, das geht doch nicht, oder?
Die Rauhhaardackelfrau erzählt, dass sie den ganzen Winter über den Enten Futter ausgelegt hat. „Ach Sie waren das.“ sage ich, und lächle. Von ihr war also das Futter das Marlon immer so begeistert gefressen hat. :-) Nee, nicht alles. War schon noch was für die Enten über.
Der Ganterich kommt ans Ufer und meine Hunde stürzen hin. Eigentlich verbiete ich ihnen das, aber bei dem Ganterich ist das was anderes – ich lobe sie. :-)
Wir sind jetzt alle so richtig schön wütend, und als wir uns trennen verspreche ich, im Internet nachzuforschen was es mit dem Ganterich auf sich hat. Er trägt eine gelbe Halsmanschette und die beiden Bank-Herren wissen zu berichten, dass „18“ und „TO“ darauf steht. Gut. Also bis dann. Tschö.
Auf dem weiteren Spaziergang muss ich dann irgendwie lächeln. Ist doch eigentlich total schön, dass in dieser harten, rauhen, herzlos anmutenden Welt Menschen an einem Weiher stehen, und sich überlegen wie sie „ihre“ Enten gegen einen „bösen“ Ganterich verteidigen können. Das find ich jetzt erstmal gut und freue mich schon auf meine Ermittlungsarbeiten.
Dem Internet sei Dank! Ich habe gerade mit einer Dame vom Geflügelverein telefoniert und sie konnte herausfinden, dass es sich um eine Nilgans handelt. Sie fragte ob er immer allein war, oder ob es erst zwei waren. Und da fällt mir ein, tatsächlich, das waren vor eingen Tagen noch zwei. Jetzt sieht man immer nur einen. Dann ist alles klar, sagt sie, der Ganterich ist so aggressiv weil seine „Mathilde“ brütet. In dieser Zeit duldet er kein Federvieh in seiner Nähe. Er macht sich halt Sorgen um sein Nest. Die gelbe Manschette hat er von einer Forschungsstation auf Helgoland.
Ach, der kommt aus Helgoland! Oh. Und ursprünglich kommt die Nilgans sogar aus Afrika.
Als sie das mit dem Beschützen des Nestes erzählt, sehe ich sein Verhalten auf einmal mit anderen Augen. Wer weiß warum so ein Tier das macht, welche Erfahrungen dahinter stecken. Hm.
Ich schreibe einen Zettel mit diesen Informationen und dem Hinweis, dass die Brutzeit etwa 30 Tage beträgt und es dann überstanden sein müsste. Er passt dann gemeinsam mit seiner Mathilde auf die Küken auf, und ist nicht mehr so aggressiv.
Ich frage den Baum um Erlaubnis (jaaaa.... :-) ) und bringe das Blatt gut sichtbar an. So.
Inzwischen haben wir uns alle wieder beruhigt. Manche Dinge muss man einfach nur verstehen, um sie akzeptieren zu können. Wenn man seine Beweggründe kennt, kann man nicht mehr wütend sein. Wir finden sein Verhalten immer noch nicht gut, aber wir verstehen es.
Und ich habe verstanden, dass es immer noch Menschen gibt, die mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt gehen. Ich glaub`, es gibt ganz viel tolle Menschen auf der Welt. :-)
Wir sind schon am See angekommen, als uns das Paar mit den beiden Rauhhaardackeln entgegen kommt. Ältere Herrschaften die ebenfalls jeden Tag hier hier ihre Runde drehen, obwohl ihm das Laufen etwas schwerfällt. Nett sind sie, und meine Hunde freuen sich immer besonders, weil er bei jedem Treffen ein Leckerchen austeilt.
Jetzt diskutieren wir gerade über die Gans, bzw. den Ganterich, der unsere Enten tyrannisiert.
Die beiden Herren auf der Bank schalten sich ein, auch sie haben ihre Beobachtungen gemacht.
Wir gehen davon aus, dass es ein Ganterich ist, weil er besonders die weiblichen Enten jagt. Das Rauhhaardackelpaar erzählt, dass sie beobachtet haben, wie er eine Ente derart attackiert hat, dass ihr Gefieder sich voll Wasser gezogen hat. Sie haben sie dann aus dem Wasser gerettet und ins Unterholz gesetzt. Eine Wunde im Nacken hatte sie wohl auch.
Zudem fällt uns auf, dass unsere Enten sehr wenig Küken haben. Und wenn ein Pärchen sechs Küken hat, sind am nächsten Tag nur noch 4 über. Irgendwas passiert also hier.
„Aber so ein Ganterich jagd doch keine Enten!?“ staune ich.
„Oh doch!“ sagt einer der Bank-Herren. Als hätte der Ganterich meinen Einwand gehört, legt er los.
Er ist auf der Mitte des Weihers und nimmt plötzlich Kurs auf die Enten rechts von ihm. Mit einer affenartigen Geschwindigkeit ist er bei ihnen und mit lautem Geschnatter können sie nur noch flüchten. Er faucht und gibt bedrohliche Geräusche von sich. Als alle Enten verschüchtert auf der anderen Seite des Weihers am Ufer sitzen und ihr Gefieder putzen, scheint er zufrieden, beruhigt sich wieder und zieht wieder seine Kreise.
Ich spüre leichte Wut in mir aufsteigen. Das gibt’s doch wohl nicht! Das ist ja fast wie bei uns Menschen. Da leben alle glücklich und zufrieden vor sich hin, bis auf einmal einer kommt, der alle aufmischt. Und nix geht mehr. Angst und Panik herrscht. Alle müssen jetzt tun was der will, oder wie? Da kann ich mich ja jetzt so richtig schön reinsteigern. Ich mein, das geht doch nicht, oder?
Die Rauhhaardackelfrau erzählt, dass sie den ganzen Winter über den Enten Futter ausgelegt hat. „Ach Sie waren das.“ sage ich, und lächle. Von ihr war also das Futter das Marlon immer so begeistert gefressen hat. :-) Nee, nicht alles. War schon noch was für die Enten über.
Der Ganterich kommt ans Ufer und meine Hunde stürzen hin. Eigentlich verbiete ich ihnen das, aber bei dem Ganterich ist das was anderes – ich lobe sie. :-)
Wir sind jetzt alle so richtig schön wütend, und als wir uns trennen verspreche ich, im Internet nachzuforschen was es mit dem Ganterich auf sich hat. Er trägt eine gelbe Halsmanschette und die beiden Bank-Herren wissen zu berichten, dass „18“ und „TO“ darauf steht. Gut. Also bis dann. Tschö.
Auf dem weiteren Spaziergang muss ich dann irgendwie lächeln. Ist doch eigentlich total schön, dass in dieser harten, rauhen, herzlos anmutenden Welt Menschen an einem Weiher stehen, und sich überlegen wie sie „ihre“ Enten gegen einen „bösen“ Ganterich verteidigen können. Das find ich jetzt erstmal gut und freue mich schon auf meine Ermittlungsarbeiten.
Dem Internet sei Dank! Ich habe gerade mit einer Dame vom Geflügelverein telefoniert und sie konnte herausfinden, dass es sich um eine Nilgans handelt. Sie fragte ob er immer allein war, oder ob es erst zwei waren. Und da fällt mir ein, tatsächlich, das waren vor eingen Tagen noch zwei. Jetzt sieht man immer nur einen. Dann ist alles klar, sagt sie, der Ganterich ist so aggressiv weil seine „Mathilde“ brütet. In dieser Zeit duldet er kein Federvieh in seiner Nähe. Er macht sich halt Sorgen um sein Nest. Die gelbe Manschette hat er von einer Forschungsstation auf Helgoland.
Ach, der kommt aus Helgoland! Oh. Und ursprünglich kommt die Nilgans sogar aus Afrika.
Als sie das mit dem Beschützen des Nestes erzählt, sehe ich sein Verhalten auf einmal mit anderen Augen. Wer weiß warum so ein Tier das macht, welche Erfahrungen dahinter stecken. Hm.
Ich schreibe einen Zettel mit diesen Informationen und dem Hinweis, dass die Brutzeit etwa 30 Tage beträgt und es dann überstanden sein müsste. Er passt dann gemeinsam mit seiner Mathilde auf die Küken auf, und ist nicht mehr so aggressiv.
Ich frage den Baum um Erlaubnis (jaaaa.... :-) ) und bringe das Blatt gut sichtbar an. So.
Inzwischen haben wir uns alle wieder beruhigt. Manche Dinge muss man einfach nur verstehen, um sie akzeptieren zu können. Wenn man seine Beweggründe kennt, kann man nicht mehr wütend sein. Wir finden sein Verhalten immer noch nicht gut, aber wir verstehen es.
Und ich habe verstanden, dass es immer noch Menschen gibt, die mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt gehen. Ich glaub`, es gibt ganz viel tolle Menschen auf der Welt. :-)
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